Von Kunst zur Massenwerbung - Einblick in die Plakatgeschichte
Das Plakat hat eine lange Geschichte hinter sich. Bereits im vorchristlichen Rom schrieb man öffentliche Mitteilungen auf Holztafeln und stellte diese an belebten Plätzen auf. In der Antike listeten Händler ihre Waren auf Steintafeln auf, um kunden anzulocken. Die ersten Plakatvorläufer auf Papier findet man im 16. Jahrhundert: Hier hingen Schausteller ihre handgeschriebenen Poster auf, um für sich zu werben. Dieses wilde Plakatieren nahm in den folgenden Jahrhunderten so große Auswüchse an, dass es schließlich im deutschsprachigen Raum verboten wurde. Erst 1854 hatte Ernst Litfaß die Idee, eine Annoncier-Säule in Berlin aufzustellen, um damit das Plakatieren unter Kontrolle zu kriegen. Dies führte zur Legalisierung der Plakatwerbung.
1850 bis 1900 - Plakatkunst im Jugendstil
Lange gehörten Gestaltung und Produktion von Plakaten zum Handwerk des Druckers. Einige Firmen konnten es sich leisten, in Frankreich Künstler zu engagieren, um sich von der Masse abzuheben. Bereits zu den Anfängen der Plakatkunst musste die Konkurrenz berücksichtigt werden. Jules Chéret war einer der bekanntesten Plakatkünstler und gelernter Litograph. Seine Idee klingt für uns heutzutage banal, galt zu seiner Zeit aber als revolutionär: Kunstvolle Motive werden um informative Textbausteine gesetzt. Seine Werke zeichen sich aus durch detailverliebte Motive und große Schriftelemente. 1888 erhielt er das Kreuz der französischen Ehrenlegion mit der Begründung, er habe mit dem Plakat einen neuen Kunstzweig geschaffen, indem er die Kunst auf kommerzielle und industrielle Druckerzeugnisse übertrug. Damals war die Plakatkunst noch zumeist auf 3 Farben beschränkt, die gezielt eingesetzt wurden. Gedruckt wurden nur enorm geringe Auflagen, da der Prozess noch sehr aufwendig war.Die Plakatkunst weckte natürlich nicht nur das Interesse von potenziellen Kunden, sondern auch von Kunstliebhabern. So bildete sich um 1890 von Paris ausgehend eine Bewegung, die Plakate nach künstlerischen Kriterien beurteilte. Öffentliche und private Plakatsammlungen entstanden, denen wir es zu verdanken haben, dass wir einen Einblick in diese Zeit bekommen können.
Im Jugendstil lässt sich kein einheitlicher Trend ausmachen, da sich die verschiedenen Bewegungen innerhalb der Strömung nur bei einer Sache wirklich einig waren: Abkehr vom Historismus. Dennoch lassen sich einige allgemeine Merkmale erkennen:
- Darstellung von Frauen
- dekorative, fließende Linien
- florale Elemente
- Abstaktion
- geometrische Formen
1900 bis 1945 - Reizüberflutung, Sachlichkeit, Propaganda
Immer mehr Großstädte entwickeln sich, es ist laut und es tummeln sich große Menschenmengen auf den Straßen. Künstlerisch gestaltete Plakate gingen in dem Gewühl schnell unter. Als Antwort auf diese Reizüberflutung setzten Plakatkünstler nun auf prägnante, auf das nötigste reduzierte Reklame. Heutzutage ist das immer noch eine sehr bewährte Methode der Plakatgestaltung. Die Berufsbilder des Grafikers und des Plakatgestalters etablieren sich, erste Werbeagenturen werden gegründet. Die ersten DIN-Formate werden definiert. Trotz des gemeinsamen Einsatzes von reduzierten Motiven sind die Stile bunt gemischt und es bilden sich unterschiedliche Kunstströmungen: Dadaismus, Futurismus, Kubismus, Bauhaus und Art Déco.Die sachlichen Plakate mit ihren simplen Strukturen und klaren Botschaften waren allgegenwärtig. Das machte man sich schnell zunutze, um Kriegspropaganda zu verbreiten.
1945 bis 1970 - Ein Trend folgt dem nächsten
In West-Deutschland wächst die Kaufkraft, Mode und Jugendkultur orientieren sich an den USA. Es bilden sich unabhängig von einzelnen Künstlern eine Vielzahl an Trends. Diese überholen sich gegenseitig immer schneller, lediglich der Swiss-Style zieht sich über drei Jahrzehnte durch. Dabei bildet die Typografie einen elementaren Bestandteil der Gestaltungselemente. Das Spiel mit der Typografie findet man auch heute noch auf Plakaten. Auch politisch motivierte Plakate lassen sich finden, aber nicht zu Propaganda-Zwecken, sondern um z.B. auf soziale Probleme aufmerksam zu machen, über den Vietnamkrieg oder ökologische Themen.1970 bis heute
Eine einheitliche Strömung gibt es schon lange nicht mehr, es werden sogar immer mehr. Der Konkurrenzdruck ist so groß wie nie, tendenziell werden plakate bunter, um sich von der Menge abzuheben. Es werden regionale Besonderheiten eingesetzt, wie Slogans im Dialekt, um die Verbundenheit zur Heimat zu zeigen. Abstaktion und Humor sind beliebte Mittel zur Plakatgestaltung und auch QR-Codes findet man immer häufiger auf den Printprodukten.Was einmal als Kunst galt wurde über die Jahre zur Massenwerbung. Der Zweck ist damals wie heute aber immer noch der gleiche: das Verbreiten von Werbebotschaften.
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